Sonntag, 14. September 2008
School is in/out forever
Fotos: Schüler während der Mittagspause unterwegs in der Stadt
Etwas kurious: 1792 sperrten die Schüler einer irischen Schule ihre Lehrer vom Unterricht aus und unterrichteten sich selber. Die Ermordung des Schuldirektors wurde durch Soldaten verhindert, die das Gebäude umstellt hatten. Die Schüler damals gaben an, durch die französische Revolution inspiriert worden zu sein.
Heutzutage lassen sich die irischen Schüler von einem ganz unheroischen Ziel zum Lernen anregen: Das Certificate ihrer Secondary School so gut wie möglich zu bestehen. Die Zeit an der Oberschule unterteilt sich in den „Junior Cycle“ (7.8.9. Klasse) und den weiterführenden „Senior Cycle“ (10.11.12. Klasse) Beide Zyklen werden jeweils mit Prüfungen in einer bestimmten Fächeranzahl abgeschlossen, deren Ergebnisse Mitte September bekannt gegeben werden. Das „Leaving Certificate“ entspricht unserem Abi. Und dies war auch der Grund, weshalb es am letzten Wochenende für die Jugendlichen in Ireland Grund zum Feiern gab. Die Diskos waren überfüllt und so manches Guinness zu viel wurde getrunken, denn auf vielen Zeugnissen standen hinter den Fächern ein A oder B- die besten Level.
Wie bei uns gibt es zweimal im Jahr Zeugnisse. Die Pflichtfächer sind an allen irischen Schulen gleich, aber die Wahlangebote pro Schule sehr unterschiedlich. Die Eltern wählen die Schule deshalb auch nach ihrem Angebot an Fächern aus, z.B. danach, welche zusätzliche Kurse wie Handwerk, Kunst und Design, Musik,Technisches Zeichnen, Geschichte, Erdkunde, eine Fremdsprache, Hauswirtschaft o.ä gibt. Die meisten Schulen hier sind noch unterteilt in Jungen- und Mädchenschulen. Das kommt aus einer langen Tradition heraus, denn es waren christliche Orden, die einst die Schulen gründeten. Und so verwundert es nicht, dass es noch viele kirchliche Schulen gibt, obwohl sie zunehmend offen und multikonfessionell werden. (Die meisten katholischen Schulen gehören tatsächlich der Kirche, aber der Staat finanziert sie.)
Mir mutet das Bild eigenartig an, wenn in den Mittagspausen aus den Schulen nur Jungen oder nur Mädchen heraus strömen und zu Mc Donalds pilgern. Die einheitliche Schulkleidung ist in Irland noch immer Pflicht und in Galway gibt es lediglich eine Schule ohne "school uniform". Meine Gastmutter verteidigt ihr Tragen sehr strikt. Ihr Hauptargument ist, dass somit die Mode als Merkmal sozialer Unterschiede keine Rolle mehr spielen kann. Meine Gegenargumente lässt sie nicht gelten.
Bei aller Diskussion: Irlands Schüler gehörten bei den letzten Pisastudien zu den Besten (5. Platz, Deutschland: 14. Platz) und das hat sicherlich auch mit dem gesamten Schulsystem zu tun, bei dem alle Bestandteile, von den „infant classes“ den Vorschulklassen (möglich ab Ende 4. Lebensjahr) bis eben zum Abschluss mit dem 16./18. Lebensjahr reibungslos ineinander greifen und es kein „Klassifizieren“ nach der Grundschule wie in Deutschland gibt. Letzteres war einer der Hauptgründe, warum die bisher in Deutschland lebende Cousine meiner Gastmutter dem Land wieder den Rücken gekehrt hat: Sie möchte für ihre beiden Söhne die besten Bildungschancen und die sieht sie eben eher hier.
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