Samstag, 16. August 2008

It´s raining cats and dogs- Unterwegs (2)






Einst lebte hier die Königin Maeve. Sie wurde durch verschiedene Taten legendär und ist fester Bestandteil der irischen Mythologie. Auf alle Fälle hatte sie einen unersättlichen Appetit auf Sex und stillte ihren Appetit darauf mit mehr als 30 (!) Männern am Tag. Zudem ermordete sie ihre schwangere Schwester (Das Baby überlebte und erhängte Maeve später aus Rache für den Muttermord). Aber sie muss ja auch gute Seiten gehabt haben, sonst gäbe es für sie ja nicht etliche Denkmäler, oder? Einer ihrer Ehemänner jedenfalls war Conmac (Sohn des Hundes) und dessen Nachkommen, Conmhaicne Mara, gaben einer ganz besonderen Landschaft hier im Westen ihren Namen: Connemara.

Endlose Heide-und Moorgebiete, Berge und Wasserfälle, ein Fjord und Seen, kleine Städtchen und Dörfer am Rande des Atlantiks prägen das Bild und hätte es ab Mittag nicht wieder Dauerregen gegeben, hätte auch die Besichtigung von Kyllemore Abbey und Ross Errilly Friary ein noch spannendes Erlebnis werden können.
Trotzdem war der Tagesausflug dorthin mehr als lohnenswert, denn ich konnte mich am endlosen Grün der Insel und an derUrwüchsigkeit dieser Gegend nicht satt sehen. Und wenn dann noch der unglaublichste Busdriver, den ich je erleben durfte, mit uns sang, Witze machte und vor allem spannende Erzählungen mit Soundeffekten zum Besten gab, aus der irischen Geschichte plauderte oder irische Harfenmusik einlegte und mir ein angenehmer Begleiter zur Seite stand (Heute war es Andrea aus Italien), dann wird so ein nasser Tag in dem kargen und mich an Norwegen erinnernden Landsrich, zu einem, der in Erinnerung bleibt und zum Wiederkommen einlädt. Vielleicht, wenn es mal keine Katzen und Hunde regnet.

.

Freitag, 15. August 2008

I´m singin´ in the sun - Buskers











Woher sie auch kommen, sie sind einfach da, sobald der Regen einmal eine Pause macht. Dann packen sie ihre Instrumente oder Utensilien aus, setzen oder stellen sich möglichst auf eine sonnige Stelle in der Fußgängerzone und beginnen mit ihrem Spiel. Eigentlich brauchen die Buskers, ob Instrumentalist, Jongleur, Puppenspieler oder Sänger, eine Genehmigung. Eigentlich...

Jokin aus meiner Klasse hat das „busking“ letzte Woche mal ohne solche Erlaubnis ausprobiert, hat dort Gitarre gespielt und gesungen. Die Menschen, die shoppen, die Pubs bewundern bzw. nachts erheitert aus ihnen herausfinden oder einfach nur so vor sich hinschlendern, sind sehr freigiebig. In allen Geigenkästen, Hüten oder Gitarrenhüllen klimpert das Kleingeld. Jokin hatte nach einer Stunde immerhin das Geld für ein warmes Essen und ein Bier zusammen- 20 Euro. (Bei meinem ersten Spaziergang durch die Shopping-Meile war das Kleingeld schon in der Hälfte des Weges alle.*s*)
Natürlich kennen viele von uns die Straßenmusikanten, die in aller Herren Länder vor allem die Touristen begeistern. Sie haben inzwischen sogar ihr eigenes Festival. Aber so viele wie hier in Galway habe ich noch nirgendwo erlebt. Übrigens:
Das Wort „Busking“ wurde das erste Mal vor etwa 150 Jahren in England benutzt, abgeleitet aus dem spanischen „buscar“, was da übersetzt heißt: „suchen“, denn irgendwie sind die Buskers ja auf der Suche nach etwas Glück und vielleicht Berühmtheit.
Die ersten Busker, an die ich mich aus meiner Kinderzeit erinnere, waren wohl die Leierkastenmänner und der mir bekannteste Busker war Bon Jovi, der sogar auf dem Roten Platz gespielt haben soll… Mit der Berühmtheit hat er geschafft, ob es bei ihm mit dem Glück auch so ist...?

Wie auch immer: Galway ist auch durch die Busker eine ganz besondere Stadt und ich wünsche mir ganz bald einen regenfreien Tag, damit es auf meiner Lieblingsstraße hier wieder klingt und singt.
.

Mittwoch, 13. August 2008

Seanchai- Storytellers










Wenn wieder so ein endlos langer Regenabend wie der heutige ansteht, dann gibt es eine Chance, dem Grau zu entfliehen: Man träumt sich in die bunte Welt der Feen, Meerjungfrauen, Gnome (und Betrunkenen), lauscht den Geschichten über sie bei einem gut gekühlten Bier. Die meisten von ihnen entstanden, als die Menschen in sehr großer Armut lebten und fest davon überzeugt waren, dass es da Wesen gäbe, die so Manches in ihrem Leben lenken würden.

Die Kunst des Storytellers besteht darin, eine Geschichte, erzählt er sie ein zweites oder drittes Mal, so abzuwandeln, dass sie dem Zuhörer wie eine Neuentdeckung vorkommt. (Ich habe es überprüft, es gelingt. 20.08.2008) Bei "Once upon the time.." oder "More than 100 years ago..." wird es still im kleinen und mit Kerzen geschmückten Raum der Cottagebar in Salt Hill und an die 50 Erwachsenen lauschen verzückt der Irin und dem Schotten vor dem Kamin. Das heißt: Sie schauen ihnen zu, denn deren ganze Körper arbeitet und die Sprache der Gesichter macht das Berichtete endgültig lebendig. Aus allen Geschichten spricht die Weisheit eines ganzen Volkes und spätestens beim dritten Pint beginnt der Zuhörer, die Stories mitzuerleben und (fast) zu glauben. Wir haben immer wieder laut gelacht, denn die Stories werden mit mit Humor vorgetragen, gekonnt pointiert! Welch ein Erlebnis!

Im Sommer vor einem Jahr hat eine amerikanische Universität einem der besten englischen Storytellers eine Honorarprofessur verliehen. Er vermittelt den Studenten die Kunst, alte und manchmal schon in Vergessenheit geratene Geschichten nicht nur auszugraben, sondern wieder lebendig werden zu lassen. Nicht in schriftlicher Form, sondern eben durch die alte Tradition des Erzählens. Nun kommt er sogar regelmäßig nach Berlin, um Studenten diese Kunst zu vermitteln. Wäre ich an der UdK, würde ich bei ihm unbedingt Kurse belegen. Ich habe gelesen, dass die UdK Weiterbildungskurse für Lehrer anbietet, um sich zu professionellen Erzählern oder Senechais, wie es auf irisch heißt, ausbilden zu lassen. Der geneigte Leser dieser Site weiß somit um eine neue Idee in meinem Kopf.

Und wenn es in Berlin im November so rchtig unangenehm draußen ist, wie jetzt hier, dann erzähle ich euch, wenn ihr denn wollt, eine dieser Geschichten, die einem hier auf Tritt und Schritt begegnen. (Sogar die Gebrüder Grimm haben viele von ihnen aufgeschrieben.)
Also: Fühlt euch schon jetzt eingeladen.
.

Montag, 11. August 2008

Schwarzes Gold der grünen Insel










Gestern musste es endlich sein- ich wollte das schwarze Gold vor Ort entdecken und genießen: Das erste Pint bei Live Musik im Pub.

Die Iren sind Europameister im Alkoholverbrauch. Aber beim Bierkosum machen die Deutschen gleich hinter den Tschechen den Iren noch etwas vor. Wer hätte das gedacht, oder? Da ich die Statistik nicht verändern will, nahm ich gestern all meinen Mut zusammen und stürzte mich in die Männerdomäne Irlands- in einen Pub. Bis heute sind Frauen dort nicht unbedingt gerne gesehen, schon gar nicht am Tage. Touristinnen bilden wohl eine Ausnahme und man verzeiht ihnen sogar das Fotografieren. Das jedenfalls meinte Ray aus Belfast, mit dem ich beim Bier ins Gespräch kam. Ich hatte mir ein(en)Pint Guinnes bestellt, das ist ein wenig mehr als ein halber Liter und der kostete 3.50 Euro. Hier bezahlst du gleich, wenn du dein Guiness bekommen hast. Das musst du wissen, wobei dir die stets freundlichen Iren sicherlich auch entschuldigt hätten, würdest du später bezahlen.
Ach, war das urig: Alte Emailleschilder und Fotos an der Wand, lautes Stimmengewirr, Holz am Tresen und in den Sitzecken, irische Musik und die über allem schwebende Guiness- Brise. Ray lud mich zu einem zweiten Glas ein, das ich aber, höflich dankend, ablehnte. Vertragen hätte ich es schon, aber es hätte mich verpflichtet, ihm anschließend eines zu spendieren und so weiter. Alte Tradition und deshalb ein MUST! Oh, das hätte wohl ein nicht so heiteres Ende nehmen können. Für den Iren natürlich, denn 37% Prozent aller Verkehrstoten haben ihr Ableben dem Alkohol zu verdanken. Die Iren scheinen damit echt ein Problem zu haben, dennoch gehen sie mit Betrunkenen liebevoller um als mit denen, die gegen das Rauchverbot verstoßen: Die können immerhin mit bis zu 3000 Euro Geldstrafe belegt werden. Übrigens: Irland war das erste Land der Welt, das vor 5 Jahren landesweit das Rauchverbot einführte.

Wie gut nicht nur für die Barkeeper, sondern auch für mich- die Luft im Pub war nur biergeschwängert. Und das zu riechen und zu trinken und dabei noch eine Session zu erleben ist ein Highlight. Deshalb: Nächsten Sonntag schaue ich dort garantiert wieder rein und entdecke gerne noch mehr vom "Schwarzen Gold" und vom Flair der grünen Insel. :-)
.