Freitag, 12. September 2008
Soft day with Irish Pop and Lollipops
Fotos: Blick auf Spanish Arch in Galway, Lollypop in Renmore, Irish Dancing mit Josep aus Spain
Glaubt man den Internetquellen, war es der Engländer Charles Dickens, der die "Lutscher" in die Literatur eingeführt hat. Es sollen die Straßenverkäufer seiner Zeit gewesen sein, die der Süßigkeit am Stiel diesen Namen gegen haben. Der Name "Lolly Pop" wurde durch eine amerikanische Firma vor etwa 70 Jahren patentiert und in Deutschland, glaubt man einigen Auskünften hier, gäbe es die schönsten und buntesten Leck- Exemplare. (Ich erinnere mich eher an die polnischen runden, übersüßen und riesengroßen Lutscher.)
In Irland allerdings gibt es eine ganz besondere Spezie mit diesem Namen. Sie steht jeden Morgen und Nachmittag und bei jedem Wetter an den gefährlichsten Punkten der Hauptverkehrsstraßen, stoppt die Autos, wenn sich die Schüler nähern und geleitet sie über die Straße. Diese "Verkehrslotsen" sind meist Eltern oder Großeltern, die von der Kommune ein kleines Entgeld für ihre Arbeit bekommen. Die runde Kelle in ihrer Hand gab ihnen den Namen. Das hat mir die zweifache Mutter erzählt, mit der ich im feinen Nieselregen ein wenig plauderte.
So ein Tag, an dem es oft oder ununterbrochen so fein nieselt, dass du erst danach merkst, wie nass du bist, ist ein "soft day". In seinem Lied vom "Galway Girl" erzählt der Sänger, dass er an diesem Tag ein besonderes Mädchen traf. Die Geschichte bleibt ohne Happyend, aber seitdem ich in der "singing class" diesen Song gesungen habe, verstehe ich, was sich hinter einem "weichen Tag" verbirgt. Wer den Song mal hören möchte, kopiere sich den folgenden Link(Lautsprecher nicht vergessen anzuschalten) oder warte, bis wir ihn gemeinsam trällern. Dieses Lied gehört jedenfalls zu den Lieblingssongs von uns Studenten.
http://www.youtube.com/watch?v=_7-PM_4aeE4
Schon vor meiner Reise hierher habe ich bei U2 mitgesummt, hier hörst du diese Gruppe überall, wie natürlich auch Sinéa O´Connor, Van Morrison, Enya, Elvis Costello, James Galway, The Cranbarries oder The Dubliners. Vor knapp einem Monat hat nicht nur die irische Musikszene getrauert: Ronny Drew, "der Mann mit der Reibeisenstimme" und Gründer der auch bei uns bekannten Gruppe ist nach seiner schweren Krebserkrankung gestorben. Desto mehr werden nicht nur seine Pubsongs hier gepfiffen, gesungen, gesummt und gespielt. Manchmal tanzt man auch dabei den irischen Tanz Céilí, so man es etwas gelernt hat.Gut, dass wir hier Unterricht nehmen können! Danke an meinen Compi Jürgen, der mir im Wissen um meine Reise eine Cd der Dubliners zur Einstimmung geschenkt hatte.
Für mich ist heute Halbzeit in Irland- 6 Wochen bin ich nun hier und kann mich an Land und Leuten immer noch nicht satt sehen. Deshalb werden wir morgen ein Auto mieten- es ist Zeit, das Linksfahren auszuprobieren und auch einmal von den Hauptstraßen abzuweichen. Allen anderen, die am Wochenende irgendwohin unterwegs sein werden wünsche ich auch: Turas math sàbhailte dhut!- Have a good trip- Gute Fahrt!
.
Sonntag, 7. September 2008
Kilkenny 3-30 Waterford 1-13
Fotos von: RTE- Kilkenny gewinnt heute den Pokal , Elke: Training auf der Straße um die Ecke
Tuam, eine kleine Stadt nur 35 Minuten von Galway entfernt, die ich heute besuchte, war regelrecht menschenleer. Es dauerte nicht lange bis ich begriff, wo die Menschen waren: Vor den Fernsehern. Heute war das Meisterschaftsendspiel im Hurling, Kilkenny spielte gegen Waterford- All Ireland Day. Da ging es in Dublin zu wie einst auf der Fanmeile in Berlin.
Was ist dieses gaelische Spiel Hurling hat Tine vor Kurzem gefragt. Hurling und seine weibliche Variante, Camogie, ist ein wenig ähnlich dem Hockeyspiel und dennoch etwas Besonderes, nicht nur, weil die Linienrichter weiße Kittel tragen. Es wurde schon vor 2500 Jahren gespielt. Der legendäre Sagenheld Cú Chulainn, das irische Pendant zum griechischen Herkules, soll auch der überragende Hurler seiner Zeit gewesen sein. Damit ist Hurling eines der ältesten Ballspiele der Welt, bei dem 15 Spieler versuchen, einen recht kleinen Lederball in das gegnerische Tor zu schießen. Dazu benötigen sie einen Schläger (Hurley), der meist aus Holz ist und schon die Kinder spielen bzw. trainieren mit ihm. Die nationale Sportorganisation hat durchgesetzt, dass Hurling an allen Schulen unterrichtet wird.
Aber zurück: Mit extremem Tempo bewegen die Spieler also den Ball in Richtung gegenerisches Tor, die Gegner versuchen sie dabei mit nicht gerade feinen Methoden aufzuhalten und der ungeübte Zuschauer schließt lieber die Augen, um so manche Attacken nicht mitanzusehen- es sieht richtig brutal aus und hört sich auch so an, wenn die Schläger gegeneinander oder an die Helme knallen. Gut, dass diese vor ein paar Jahren eingeführt wurden! Faszinierend ist die Geschicklichkeit der Spieler, fangen sie doch den kleinen Ball im Laufen auf ihrem Schäger, balancieren ihn auf diesem und werfen ihn zielgerichtet zum nächsten Läufer ab. Sie benutzen dazu auch die Hand oder den Fuß, das ist erlaubt. Wenn ein Tor geschossen wird (das zählt drei Punkte) oder ein Schuss über die hohe Querlatte gelingt (ein Punkt), dann steigt die Stimmung ins Unermessliche und ich glaube, heute sind die Dubliner Pubs überfüllt von den siegreichen Kilkenny- Fans. Meine Gasteltern aber sind sauer, denn ihre Lieblingsmannschaft hat verloren. Die Nation ist gespalten und vereint in ihrer Leidenschaft!
Bisher glaubten die Iren, mit diesem Sport so ganz unter sich zu sein- aber dem ist nicht mehr so. In allen Erdteilen gibt es inzwischen Hurling- Clubs, sogar in Deutschland, wie z.B. "gail gall hurling" in Wittenberg. Von Camogie-Clubs habe ich noch nie etwas gehört- Vielleicht tragen unsere Frauen nicht so gerne die kurzen Röckchen oder das Spiel ist ihnen zu rau.
Tipp für alle an den Regeln Interessierten:
Ein Film öffnet sich beim Doppelklick auf den Link:
PS. In wenigen Tagen findet das Finale im Gaelischen Fußball statt, dass wird sicherlich nicht weniger aufregend und ich werde wieder ganze Straßenzüge für mich allein haben- oder selbst vor dem Fernseher in einem Pub hocken...
.
Abonnieren
Posts (Atom)