Sonntag, 7. September 2008

Kilkenny 3-30 Waterford 1-13










Fotos von: RTE- Kilkenny gewinnt heute den Pokal , Elke: Training auf der Straße um die Ecke

Tuam, eine kleine Stadt nur 35 Minuten von Galway entfernt, die ich heute besuchte, war regelrecht menschenleer. Es dauerte nicht lange bis ich begriff, wo die Menschen waren: Vor den Fernsehern. Heute war das Meisterschaftsendspiel im Hurling, Kilkenny spielte gegen Waterford- All Ireland Day. Da ging es in Dublin zu wie einst auf der Fanmeile in Berlin.

Was ist dieses gaelische Spiel Hurling hat Tine vor Kurzem gefragt. Hurling und seine weibliche Variante, Camogie, ist ein wenig ähnlich dem Hockeyspiel und dennoch etwas Besonderes, nicht nur, weil die Linienrichter weiße Kittel tragen. Es wurde schon vor 2500 Jahren gespielt. Der legendäre Sagenheld Cú Chulainn, das irische Pendant zum griechischen Herkules, soll auch der überragende Hurler seiner Zeit gewesen sein. Damit ist Hurling eines der ältesten Ballspiele der Welt, bei dem 15 Spieler versuchen, einen recht kleinen Lederball in das gegnerische Tor zu schießen. Dazu benötigen sie einen Schläger (Hurley), der meist aus Holz ist und schon die Kinder spielen bzw. trainieren mit ihm. Die nationale Sportorganisation hat durchgesetzt, dass Hurling an allen Schulen unterrichtet wird.

Aber zurück: Mit extremem Tempo bewegen die Spieler also den Ball in Richtung gegenerisches Tor, die Gegner versuchen sie dabei mit nicht gerade feinen Methoden aufzuhalten und der ungeübte Zuschauer schließt lieber die Augen, um so manche Attacken nicht mitanzusehen- es sieht richtig brutal aus und hört sich auch so an, wenn die Schläger gegeneinander oder an die Helme knallen. Gut, dass diese vor ein paar Jahren eingeführt wurden! Faszinierend ist die Geschicklichkeit der Spieler, fangen sie doch den kleinen Ball im Laufen auf ihrem Schäger, balancieren ihn auf diesem und werfen ihn zielgerichtet zum nächsten Läufer ab. Sie benutzen dazu auch die Hand oder den Fuß, das ist erlaubt. Wenn ein Tor geschossen wird (das zählt drei Punkte) oder ein Schuss über die hohe Querlatte gelingt (ein Punkt), dann steigt die Stimmung ins Unermessliche und ich glaube, heute sind die Dubliner Pubs überfüllt von den siegreichen Kilkenny- Fans. Meine Gasteltern aber sind sauer, denn ihre Lieblingsmannschaft hat verloren. Die Nation ist gespalten und vereint in ihrer Leidenschaft!

Bisher glaubten die Iren, mit diesem Sport so ganz unter sich zu sein- aber dem ist nicht mehr so. In allen Erdteilen gibt es inzwischen Hurling- Clubs, sogar in Deutschland, wie z.B. "gail gall hurling" in Wittenberg. Von Camogie-Clubs habe ich noch nie etwas gehört- Vielleicht tragen unsere Frauen nicht so gerne die kurzen Röckchen oder das Spiel ist ihnen zu rau.
Tipp für alle an den Regeln Interessierten:
Ein Film öffnet sich beim Doppelklick auf den Link:

PS. In wenigen Tagen findet das Finale im Gaelischen Fußball statt, dass wird sicherlich nicht weniger aufregend und ich werde wieder ganze Straßenzüge für mich allein haben- oder selbst vor dem Fernseher in einem Pub hocken...
.

Keine Kommentare: