Mittwoch, 8. Oktober 2008

Absolut Viehisches




















Sicherlich hat kein Ire je auf Schwäne gewettet, oder Schafe oder Esel. Wie sollte er auch? Aber im Wetten ist er dennoch groß, geht es um Pferde oder Hunde. Letzte Woche wollte ich mir ein Hunderennen im Greyhoundstadion in Galway deshalb nicht entgehen lassen. So etwas gibt es in Irland nämlich seit fast 100 Jahren und es hat sichtlich nicht an Attraktivität verloren.

Das Flair auf der Rennbahn war trotz des miesen Wetters besonders.
Die Zuschauer genossen den Abend bei Fastfood und Bier, verfolgten die Rennen in Dublin auf den Bildschirmen und setzten Geld auf ihre Favouriten. (Ich hebe es auch mal probiert und habe die vier Euro verloren.) Die Hunde tragen beim Rennen eine Art Leibchen und so konnte ich sie bei ihrer Hatz nach dem imaginären Hasen auf der Sandbahn auch aus der Ferne erkennen. Die Männer feuerten "ihre" Hunde lautstark an, wetteten um Sieg, Chance oder mehr, und ich erwischte mich sogar beim Daumendrücken. Dennoch konnte ich den Spaß an diesen Wetten nicht ganz genießen, wie die meisten Besucher. In meinem Kopf passen Tiere und solche Geschäftemacherei nicht zusammen. In meinem Lieblingsbuch über Irland habe ich gelesen, dass es auch Hundekämpfe gibt, die aber, wie auch Hahnenkämpfe, verboten sind.

Schafe sind nicht verboten, im Gegenteil. Über 8 Millionen gibt es inzwischen. Das heißt, rein statisch gesehen, dass auf jeden Einwohner Irlands zwei Schafe kommen. Manchmal stehen sie mitten auf der Straße und du schaust automatisch nach dem farbigen Punkt auf ihrem Fell: Pink oder Blau. Manche Iren sagen, es gäbe diese Farben, damit die Farmer erkennen würden, ob es ihre Schafe wären. Andere meinen, das wäre die Unterscheidung zwischen männlich oder weiblich. Die Dritten erklären, dies sei das Erkennungsmerkmal dafür, welches "Dip" und "Dosing" die Tiere bekommen haben- welche Art Schutz vor typischen Wurmkrankheiten. Ich bin von Letzterem überzeugt und schmunzele über die Souveniers, die Irland symbolisieren: Schaf- Topflappen, Schaf- Schlüsselanhänger, Schaf- T-Shirts....

Ein letztes Wort zu den Schwänen, die ich hier unzählige Male fotografiert habe. Sie gehören für mich zu Irland wie die Schafe. Die Legende der Kinder von König Lir erzählt, dass sie einst von ihrer eifersüchtigen Stiefmutter in Schwäne verwandelt worden sein. Die von ihrem Gewissen gequälte Stiefmutter verlieh den Schwänen aber noch die Gabe des überirdisch schönen Gesangs. Sie wurden 900 Jahre später wieder zu Menschen, waren dann jedoch schwach und gebrechlich und starben kurze Zeit später, nicht jedoch, ohne zum mittlerweile aufgetauchten Christentum bekehrt zu werden... Wie auch immer: Die Schwäne wurde auch von dem berühmten Dichter Yeats nicht nur einmal besungen und mir fallen viele Märchen ein, in denen Schwäne eine Rolle spielen. Die irischen überwintern hier, denn der Winter ist in Irland sehr mild.

Bleiben noch die Pferde. Die ziehen mich bestimmt am kommenden Wochenende in ihren Bann, in Ballinasloe... Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
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