Die älteste Kirche von Galway ist eine protestantische. Die Protestanten sind hier in der Diaspora und deshalb verwundert es nicht, dass nur knapp 100 von ihnen den heutigen Gottesdienst feierten. Gut, dass es beim Einlass für alle ein Faltblatt mit den Liedern oder Gebeten gibt, so waren die Abläufe im Gottesdienst auch für mich vertsändlich. Die Lieder sind durch ihre einfachen Melodien leicht zu singen und bei "Now thank we all our God..." (EG 321) fühlte ich mich fast wie zu Hause.
Ansonsten ist der Katholizismus unglaublich präsent. Über 88 Prozent der Iren sind Katholiken und es scheint, als hätte jede große Straße ihre eigene Kirche. Dennoch verliert die Kirche hier an Einfluss, besonders bei der Jugend. Das liegt definitiv auch daran, dass es der katholischen (nicht nur der irischen)Kirche immer noch nicht gelingt, lebensnah zu sein. Bis vor 15 Jahren wurde in Irland die Homosexualität strafrechtlich geahndet und außerehelich geborene Kinder gelten in ländlichen Gegenden noch heute als Schandfleck, Scheidungen sind erst seit 10 Jahren erlaubt. Das strikte Abtreibungsverbot führt dazu, dass jährlich tausende von Frauen deshalb nach England fahren und viele von ihnen fordern zumindest eine Liberalisierung der Gesetze. Man erahnt, wie zähflüssig gesellschaftliche Veränderungen hier sind. Übrigens: Die Masse der Grundschulen- oft noch getrennt nach Mädchen-und Jungenschule- untersteht in Irland der Kirche, wird von ihr und dem Staat finanziert.
Bleibt noch die Sache mit der Kirchensteuer. Die gibt es bei den irischen Katholiken nämlich nicht. Zum Entsetzen der protestantischen Kollegen führte deren Klerus in den 60er Jahren das Bingospiel in den Kirchenräumen ein, dessen Gewinn dann in die Kassen fließt: Kirchliche Bingohallen gibt es überall in Irland. Der Journalist Sotschek schreibt in seinem Buch über eine dieser Hallen:"Dort wird dienstags gespielt. Nach der Abendmesse strömt die Gemeinde aus der Kirche, doch während die Männer zügig den nächsten Pub ansteuern, gehen die Frauen über den Hof der Kirche, überqueren eine kleine Gasse und verschwinden hinter einer Eisentür in der Gemeindehalle... Der große Saal ist immer gut gefüllt..."
Nach dem heutigen protestantischen Gottesdienst allerdings wurde noch zu Kaffee, Tee und einem Plausch eingeladen. Das war mir viel lieber und vertrauter, als zum Bingo zu gehen.
PS. Ich bin danach mit meiner neuen Mitbewohnerin Eliana aus Madrid noch ein bisschen umhergeschlendert, bis in den nächsten PUB. Das Bier war köstlich!
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Sonntag, 17. August 2008
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