Mittwoch, 13. August 2008

Seanchai- Storytellers










Wenn wieder so ein endlos langer Regenabend wie der heutige ansteht, dann gibt es eine Chance, dem Grau zu entfliehen: Man träumt sich in die bunte Welt der Feen, Meerjungfrauen, Gnome (und Betrunkenen), lauscht den Geschichten über sie bei einem gut gekühlten Bier. Die meisten von ihnen entstanden, als die Menschen in sehr großer Armut lebten und fest davon überzeugt waren, dass es da Wesen gäbe, die so Manches in ihrem Leben lenken würden.

Die Kunst des Storytellers besteht darin, eine Geschichte, erzählt er sie ein zweites oder drittes Mal, so abzuwandeln, dass sie dem Zuhörer wie eine Neuentdeckung vorkommt. (Ich habe es überprüft, es gelingt. 20.08.2008) Bei "Once upon the time.." oder "More than 100 years ago..." wird es still im kleinen und mit Kerzen geschmückten Raum der Cottagebar in Salt Hill und an die 50 Erwachsenen lauschen verzückt der Irin und dem Schotten vor dem Kamin. Das heißt: Sie schauen ihnen zu, denn deren ganze Körper arbeitet und die Sprache der Gesichter macht das Berichtete endgültig lebendig. Aus allen Geschichten spricht die Weisheit eines ganzen Volkes und spätestens beim dritten Pint beginnt der Zuhörer, die Stories mitzuerleben und (fast) zu glauben. Wir haben immer wieder laut gelacht, denn die Stories werden mit mit Humor vorgetragen, gekonnt pointiert! Welch ein Erlebnis!

Im Sommer vor einem Jahr hat eine amerikanische Universität einem der besten englischen Storytellers eine Honorarprofessur verliehen. Er vermittelt den Studenten die Kunst, alte und manchmal schon in Vergessenheit geratene Geschichten nicht nur auszugraben, sondern wieder lebendig werden zu lassen. Nicht in schriftlicher Form, sondern eben durch die alte Tradition des Erzählens. Nun kommt er sogar regelmäßig nach Berlin, um Studenten diese Kunst zu vermitteln. Wäre ich an der UdK, würde ich bei ihm unbedingt Kurse belegen. Ich habe gelesen, dass die UdK Weiterbildungskurse für Lehrer anbietet, um sich zu professionellen Erzählern oder Senechais, wie es auf irisch heißt, ausbilden zu lassen. Der geneigte Leser dieser Site weiß somit um eine neue Idee in meinem Kopf.

Und wenn es in Berlin im November so rchtig unangenehm draußen ist, wie jetzt hier, dann erzähle ich euch, wenn ihr denn wollt, eine dieser Geschichten, die einem hier auf Tritt und Schritt begegnen. (Sogar die Gebrüder Grimm haben viele von ihnen aufgeschrieben.)
Also: Fühlt euch schon jetzt eingeladen.
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3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Viwen Dank für die ausführliche Schilderung Deiner Erlebnisse an der Küste, im Pub und auf dem Lehrgang. Gegen das schlechte Wetter-27 Tage Regen im Monat - helfen nur neue Eindrücke über Land und Leute. Wir sind froh Dich glücklich zu wissen. Vati

Anonym hat gesagt…

Auch hier Regenwetter. Mit Kind eine unglaubliche Qual, denn man kommt völlig zermatscht wieder nach oben. Da hilft nur ein gemeinsames Wannenbad - mit dem Kind versteht sich...
Schön zu lesen, dass der Glückszustand anhält. Ich bin gespannt auf Deine Märchen und/oder Erzählungen.
Umarmung von der Tine

PS: Ich glaube, nach dem dritten Pint (vielleicht sogar schon währedn dessen) hätte ich den Universalübersetzer im Kopf schon ausgeschaltet und hätte nur noch glücklich lächeln auf meinem Stühlchen gesessen...

Elke K.-K. hat gesagt…

Vati, du hast Recht. Und die neuen Eindrücke sind so unglaublich intensiv. Ich habe mich verliebt in Land und Leute!

Tine, ich erinnere mich an solche Regentage mit den kleinen Zwillingen- schade, dass die Wannen früher so klein waren, da passten halt nur die Jungs rein.
Ich wünsche euch wieder wärmere Tage, deine E.
PS.Euer Hochzeitsalbum ist groartig- mit ihm konnte ich schon so manche Regenzeit überbrücken. Danke.